Hanspeter Niederberger

Hanspeter Niederberger, 1952 geboren, wächst als Bauernbub mit acht Geschwistern im Ober Lätten in Dallenwil auf. Er hilft daheim mit, im Stall, beim Heuen. Als Kind ist er manchmal bei seinem Onkel Werner und dessen Vieh auf der Alp Arni-Stalden oberhalb von Engelberg. Werner ruft allabendlich den Betruf, erzählt Hanspeter von unerlösten armen Seelen, zeigt ihm die Muttergottestanne mit dem Bruder-Klaus-Bildnis. Hier wurde wohl der Grundstein gelegt für Hanspeter Niederbergers spätere Pionierarbeit als Volkskundler, Sagensammler und Autor. Es ist ihm gelungen, in die Welt der Volksfrömmigkeit vorzudringen, von der die meisten gar nicht mehr wissen, dass es sie gab und in beschränktem Masse heute noch gibt.

Seine Ausbildung am Lehrerseminar Luzern schliesst er 1974 ab. 1980 kauft er zusammen mit seiner Frau Praxedis das Bauernhaus Kapellmatt im Weiler Kleinteil bei Giswil. Die beiden reisen für ein halbes Jahr nach Peru – eine Reise, die das Leben von Hanspeter Niederberger prägen sollte. Besonders beeindruckt ist Niederberger vom Reichtum der peruanischen Volksfrömmigkeit. In den Abwehrzeichen, Amuletten, Votivtafeln, Heiligen- und Muttergottesverehrung und den religiösen Festen der indigenen Bevölkerung erkennt er Parallelen zur Zentralschweiz. Zurück in Giswil, beginnt Hanspeter Niederberger zu forschen: Orte und Menschen in unmittelbarer Nähe werden ihm zur Quelle zahlreicher Geschichten und Sagen. Beim Sagen- und Geschichtensammeln stösst er aber zunächst auf Widerstand. Die Kontaktpersonen reagieren aus religiösen Gründen ängstlich oder misstrauisch, weil sie fürchten, als Spinner zu gelten.

2000 erscheint sein Buch Geister, Bann und Herrgottswinkel. Es ist die Summe seiner 20-jährigen Forschungstätigkeit. Kurz vor der Vernissage verunglückt Hanspeter Niederberger tödlich.
Sein Werk inspirierte unter anderem auch den Filmemacher Edwin Beeler. 2011 kam sein Film «Arme Seelen – Les Revenants» in die Kinos der deutschsprachigen Schweiz. Mit rund 25'000 Kinoeintritten gehört er zu den erfolgreichsten Schweizer Kinofilmen des Jahres 2011.