KARL IMFELD
Karl Imfeld (1931–2020) war Pfarrer in Kerns. Er war aber auch akribischer Mundartforscher, Volkskundler, Kritiker von kirchlichen Obrigkeiten, Lehrer, Wortsammler, unermüdlicher Erzähler, Beobachter, Dichter und Schriftsteller. Bis kurz vor seinem Tod im August 2020 arbeitete er an der Überarbeitung des Obwaldner Mundartwörterbuchs sowie an seinen Gedichten und Sprüchen. Die Rechte an seinen literarischen Texten hat Karl Imfeld testamentarisch der Kantonsbibliothek Obwalden übertragen. Seine Sammlung von Obwaldner Dialektwörtern befindet sich im Archiv des Schweizerischen Idiotikons.
Angeregt durch die Bewegung der neuen Mundartliteratur, durch seine Freundschaft mit Julian Dillier und durch deutsche und österreichische Mundartschaffende aus dem Kreis des Internationalen Dialektinstituts in Wien, veröffentlichte Imfeld ab 1978 gesellschaftskritische Gedichte und Prosatexte (u.a. Dischtlä sind ai Bliämä 1978), Übersetzungen und Spiele in Obwaldner Mundart (z.B. Markusevangeeli obwaldnerdytsch 1979, Chärnser Chrippäspil 1982) sowie hochdeutsche Hörspiele (Pilgerzug 1987, Einsame Reise 1990).
Die Gedichte Karl Imfelds zeichnen sich aus durch Anschaulichkeit, prägnante Kürze und aphoristischen Witz. Sie kommen ohne jeglichen Firlefanz aus, sind kernig, präzis, lakonisch, zugänglich und nah am Alltag der Menschen. Karl Imfeld hat den Leuten zugehört und abends in seiner Studierstube notiert, was ihm auffiel oder was ihn beschäftigte. Dabei formulierte er die Gedanken gerne auf eine Pointe hin. Wie er im Einzelnen an Sprache und Inhalt geschliffen hat, ist nicht erschliessbar. Auch die Gedichte im Notizbuch, das er über viele Jahre hinweg geführt hatte, sind immer sauber abgefasst, es gibt kaum Streichungen oder Korrekturen.