Bioprodukte fördern Berggebiete

Die Produktion von Lebensmitteln im Berggebiet ist zentral für eine nachhaltige Entwicklung, dem Kampf gegen die Abwanderung, den Schutz der Landschaft und die Entwicklung des Tourismus. Ivana Bassi (Agrarwissenschaftlerin und Professorin an der Universität Udine) und Davide Zimolo von der Vereinigung für Biolandwirtschaft in Italien AIAB informierten über die regionale Küche und die Biolandwirtschaft im Friaul-Julisch Venetien, im Nordosten Italiens.

 

Frico und Pitina

Die Küche beruht nicht nur auf lokalen kulinarischen Traditionen, sie ist auch von den umliegenden Ländern (Österreich, Slowenien und Kroatien) inspiriert. In Friaul-Julisch Venetien kocht man gerne einfach, mit frischen, hochwertigen Zutaten. Eines der bekanntesten regionalen Gerichte ist Frico, eine deftige Mahlzeit der Bauern und Holzfäller. Für den Käse-Kartoffel-Fladen wird auch der bekannteste Käse der Region, der Montasio DOP verwendet. Der Käse wird in verschiedenen Reifestufen verkauft. Nach mindestens zwei Monate Reifezeit kommt er als junger Käse in den Handel, mit sechs Monaten ist er mittelreif, und nach zehn Monaten wird er oft anstelle von Parmesan als Reibkäse benutzt.

Die Pitina ist eine Wurst in der Form eines Mutschlis aus der Provinz Pordenone, im Westen des Friauls. Die Pitina hat ihren Ursprung im frühen 19. Jahrhundert: Die Frauen bereiteten sie für ihre Männer zu, die von Frühling bis Herbst im Ausland arbeiteten und nur im Winter zurück zu ihrer Familie kamen. Ziegen- und Schafffleisch werden mit Speck gehackt, mit Salz, Pfeffer, wildem Fenchel, Knoblauch und einem Schuss Rotwein gewürzt und zu einer Kugel geformt. Anschliessend werden die Fleischbällchen in Polentamehl gewendet und bis zu vier Tage lang über dem offenen Feuer geräuchert.

 

Aglio di Resia, Brovada und Fagiolo Fiorina

Bekannt ist der Knoblauch aus dem Reschental, der Aglio di Resia Er wird nur in diesem Tal angebaut. Seit 2014 ist diese Knoblauchsorte von SLOW FOOD als geschütztes Produkt registriert. Für die Brovada, eine Art Sauerkraut, werden ganze Räben für mindestens einen Monat in Trester (Pressrückstände aus der Weinproduktion) eingelegt.

Die Fagiolo Fiorina aus der Gemeinde Lusevera ist eine sehr seltene gesprenkelte Bohnen­­­sorte (ähnlich den Borlotto-Bohnen). Die Bohnen werden mit Kartoffeln und Butter zu einem Püree vermischt. Das meist gekochte pflanzliche Nahrungsmittel ist jedoch die Polenta. Früher wurde der sättigende Maisbrei oft mehrmals täglich gegessen, Brot gab es nur am Sonntag.

 

Breite Förderung des Biolandbaus

Diese traditionellen Nahrungsmittel und Rezepte haben eine lange Geschichte und sind ein wichtiges Element der kulturellen Identität der Region Friaul-Julisch Venetien. Dafür machen sich die Biobauern stark. 1988 gegründeten sie die AIAB, die Vereinigung der italienischen Biobauern. Sie kennzeichnen und schützen ihre Produkte dem EU-Bio-Logo und dem garanziaAIAB-Label. Die Betriebe werden durch die Associazione Italiana per l'Agricoltura Biologica zertifiziert und müssen vollständig nach ökologischen Vorschriften geführt werden: Fütterung der Tiere mit Biofutter, Rohstoffe nur aus Italien, Reduktion von Emissionen.

AIAB fördert die Forschung, bietet Beratungen und Weiterbildungskurse an (z. B. Arbeitskreise mit Experten auf dem Bauernhof), hilft bei der Verkaufsförderung (z. B. Teilnahme an Messen, Internetplattform) und unterstützt die Direktvermarktung.

AIAB sensibilisiert Schülerinnen und Schüler für Bioprodukte, so stehen Käseherstellung oder Gartenarbeit auf dem Unterrichtsplan.

Alpprodukte werden unter dem Label «Prodotto di Montagna» vermarktet. Zudem sind 177 traditionelle Lebensmittel (Fleisch-, Käse-, Gemüse-, Pasta-Spezialitäten etc.) seit 1988 auf der Liste des italienischen Landwirtschaftsministeriums registriert.

 

Die CIPRA, eine vielfältige und vielgestaltige Organisation

Die Internationale Alpenschutzkommission CIPRA ist eine nichtstaatliche Dachorganisation mit nationalen Vertretungen und je einer regionalen Vertretung in den sieben Alpenländern. Sie vertritt über 100 Verbände und Organisationen. Die CIPRA will der Alpenpolitik auf internationaler Ebene mehr Gewicht verleihen. Sie arbeitet für eine nachhaltige Entwicklung in den Alpen und setzt sich für die Erhaltung des Natur- und Kulturerbes, für die Erhaltung der regionalen Vielfalt und für Lösungen grenzüberschreitender Probleme im Alpenraum ein. Ein Meilenstein war die Unterzeichnung der Alpenkonvention 1991, das weltweit erste völkerrechtlich verbindliche Übereinkommen. Erstmals definierte man damit ein Berggebiet über die nationalen Grenzen hinweg als funktionale geographische Einheit.

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