Leuchtturm Hotel Alpenblick

Seit 1905 prägt das Berghotel Alpenblick das Dorfbild von Tenna. Gebaut wurde das Hotel von Thomas Buchli und seiner Frau Ursulina Buchli-Camenisch – eine Pioniertat, in einem abgelegenen Bergtal auf den Tourismus zu setzen. Das anfänglich florierende Hotel geriet mit den beiden Weltkriegen in die Krise – die Gäste blieben aus. 1952 mussten die Besitzer das Hotel der Schulgemeinde Uzwil verkaufen. Diese nutzte das Hotel über 60 Jahre als Schul- und Ferienlager. Daneben wurden das Restaurant und das Hotel weitergeführt. Jetzt liegt die erste Projektstudie vor, um das in die Jahre gekommene Hotel Alpenblick umfassend zu sanieren. Im Hotel soll ein «Innovationszentrum Berglandwirtschaft» entstehen, das sich der alpinen und regionalen Esskultur widmet.

 

Hotel als wichtiger Impulsgeber

Der 2014 gegründete Verein «Tenna Plus» setzt sich für ein lebendiges und dynamisches Bergdorf ein. 2016 konnte der Verein das Hotel für den symbolischen Betrag von einem Franken kaufen mit dem Ziel das Hotel für das Dorf zu erhalten und neu auszurichten. Im gleichen Jahr wurde die Alpenblick Tenna AG gegründet, 42 Einheimische und Zweitwohnungsbesitzer kauften Aktien.«Das Berghotel Alpenblick ist ein Leuchtturm», sagt der Gemeindepräsident der Gemeinde Safiental, Biobauer und Verwaltungsratspräsident der Alpenblick Tenna AG, Thomas Buchli. «Wir arbeiten eng mit dem Naturpark Beverin, der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ZHAW und den Bearth & Deplazes Architekten aus Chur zusammen.»

Im Oktober 2019 hat der Verein «Tenna Plus» eine erste Projektstudie vorgelegt. Die Idee: Das alte Hotel bleibt bestehen, wird aber sanft renoviert. Um das bestehende Gebäude wird eine neue Raumschicht erstellt. Sie dient als Veranda oder Wintergarten und nimmt pro Zimmer Bad und Toilette auf. Ein Hotel mit Badelauben, sozusagen. «Wir wollen die Natur mit den Lauben ins Hotel holen. Wellness ist das, was unsere Umgebung bietet. Das Safiental ist ein Paradies für Tourenfahrer und Wanderer. Wir wollen keinen Wellnesstempel», sagt Thomas Buchli. Der Verein Tenna Plus rechnet für den Umbau des Hotels mit Kosten von rund 8 Millionen Franken.

 

Eine überzeugende Idee

Der Alpenblick wurde als Kur- und Erholungsort gebaut, dabei boten Landschaft und Dorf das Umfeld, in dem sich die Gäste wohlfühlten. Der Verein «Tenna Plus» will das Haus in dieser Richtung weiterentwickeln. Die meist urbanen Gäste erwarten eine schöne, schlichte Architektur. Sie suchen Ruhe, Natur, Kultur und interessieren sich für die Berglandwirtschaft und regionale Produkte.

Das Hotel ist Teil der zukunftsgerichteten, innovativen Talentwicklung und könnte darum von PRE-Geldern profitieren. Aus diesem Fonds werden zwar ausschliesslich landwirtschaftliche Projekte gefördert. Aber bereits heute ist das Hotel Alpenblick eng mit der Berglandwirtschaft verknüpft. Aufgetischt werden Alpkäse aus den Safier Alpen, der Grossalp und der Alp Gün, das Fleisch stammt ausschliesslich aus dem Safiental.

Das Hotel ist auch Basis der alle zwei Jahre stattfindenden «Art Safiental». Internationale Künstlerinnen und Künstler erschaffen im Dialog mit der Landschaft und Natur temporäre Werke, die im ganzen Safiental frei zugänglich präsentiert werden.

 

«Der Alpenblick von morgen ist mehr als ein Hotel», sagt Thomas Buchli. «Der Alpenblick soll ein ‚Innovationszentrum Berglandwirtschaft’ im Food- und Kreativbereich werden. Im alpinen Food Lab sollen Wissen und Können der Berglandwirtschaft in Verbindung mit Forschung, Kunst, Kultur und Kulinarik praktiziert, weiterentwickelt und weitergegeben werden.»

 

Austausch fördert Ideen

Tenna profitiert von den Zweitwohnungsbesitzern. Sie haben ein hohes Bewusstsein für das Dorf und das Tal. Sie nutzen die Infrastruktur des Dorfes, kaufen im Dorfladen ein. Andere mieten einen umgebauten Stall oder eine Ferienwohnung auf einem Bauernhof. Aus Begegnungen wachsen auch neue Ideen, Produkte wie Honig, Birnenbrot, Wurstwaren, Kunsthandwerk sind gefragt“, sagt Thomas Buchli. «Im Safiental schätzen die Einheimischen den Austausch mit den Gästen aus dem Unterland oder dem Ausland. Wir begegnen uns auf Augenhöhe, finden ein Gegenüber.»

Wichtigste Wirtschaftszweig im Safiental ist die Landwirtschaft. Die Betriebe konnten sich dank den Meliorationen (Landzusammenlegungen, Wasserversorgungen, Bau von Erschliessungstrassen) vergrössern und bieten jungen Bauernfamilien eine Existenz. Der Prozess der neun Meliorationsprojekte dauerte Jahrzehnte, drei Meliorationsprojekte sind zurzeit noch am Laufen.

«Die Einheimischen haben viel Eigeninitiative entwickelt. Als einzelne Dorfläden schlossen, gründeten sie eine Dorfladengenossenschaft. Bauern eröffneten in Safien Platz eine Metzgerei, um die Wertschöpfung im Tal zu behalten», sagt Thomas Buchli. «Wir haben erkannt, dass es funktioniert, wenn wir uns engagieren und anpacken. So könnte es auch mit dem Hotel klappen. Man darf aber nicht die Illusion haben, dass bereits im nächsten Jahr gebaut wird. Wir müssen zuerst die Finanzierung sichern. Es braucht einen längeren Atem, das ist ein Prozess. Man darf nicht ungeduldig sein.»

 

SAFIENTAL

Die Walser wanderten im 13. Jahrhundert vom Rhonetal herkommend in höher gelegene, damals noch unbewohnte Gebiete. Die Grundherren der betreffenden Ländereien förderten diese Besiedlung durch Steuerbefreiung und Vergabe besonderer Rechte, wie der Gerichtbarkeit und der Befreiung aus der feudalen Leibeigenschaft.

In den beiden letzten Jahrhunderten hatte das Safiental vor allem unter Abwanderung zu leiden. So lebten im Jahr 1850 in den vier Gemeinden insgesamt 1800 Personen. Heute leben im Tal über 900 Personen. Die meisten arbeiten in der Landwirtschaft, einige im Gastgewerbe oder kleinen Betrieben, andere pendeln zur Arbeit ins Rheintal, nach Bonaduz oder Chur. Während die Bevölkerung in Valendas, Versam und Tenna wächst, gelang es im hinteren Safiental die Abwanderung zu stoppen. Am 1. Januar 2013 fusionierten die vier Gemeinden das Safientals Valendas, Versam, Tenna und Safien zur Gemeinde Safiental. Dank den Wasserzinsen der Kraftwerke Zervreila AG und dem Kantonalen Finanzausgleich kann die Gemeinde die vielfältigen Aufgaben bewältigen.Tenna iwurde weltweit bekannt durch den ersten Solarskilift.

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