Neue Zuversicht im Meiental

In Fürlaui

In den letzten Tagen sind im Meiental 50 cm Neuschnee gefallen. Im Weiler Fürlaui sitzen um 9 Uhr der 63-jährige Bauer Alois Baumann-De Moliner und sein 24-jähriger Sohn Daniel am Küchentisch beim Morgenessen. Der Stall ist gemacht, die Kühe sind gemolken, die Kälber getränkt. Von klein auf half er auf dem Hof mit, machte in der Schulzeit am Abend den Stall. Zur Ersten Kommunion bekam er von einem Nachbarn ein Schaf, in der fünften Klasse war eine Schermaschine das heiss ersehnte Weihnachtsgeschenk. Schafe sind für den gelernten Automechaniker seine Passion. Daniel Baumann besucht zurzeit die Bauernschule in Seedorf. Ende 2020 wird er den Hof von seinen Eltern übernehmen.

 

In Neuseeland

2016 reiste Daniel Baumann mit seinem Freund Cédric Indergand nach Neuseeland. Für Daniel war es die Erfüllung eines Kindheitstraums. Seine Eltern vermittelten ihm den Kontakt zur Familie Lewis. Sie wohnt auf der Nordinsel, unweit der Stadt Palmerston North. Acht Wochen blieben die beiden auf der Farm. Zuerst flickten sie drei defekten Quads, die wichtigsten Werkzeuge einer neuseeländischen Schaffarm. 4000 Schafe waren täglich auf der Weide zu kontrollieren. «Es gab für uns viel Arbeit beim Lammern oder beim Unterhalt der Zäune», erzählt Daniel Baumann. «Im Herbst ist es in Neuseeland oft regnerisch, kalt und windig. Wenn ein Schaf krank wurde, nahm es die Familie Lewis in die warme Küche und hat es wieder aufgepäppelt.»

In Neuseeland leben rund 45 Millionen Schafe und vier Millionen Einwohner. Eine Familie braucht mindestens 4000 bis 5000 Schafe oder 1500 bis 2000 Milchkühe um finanziell zu überleben. «Die Bauernfamilien leben von dem, was sie erwirtschaften», sagt Daniel. «Sie sind komplett auf sich gestellt, ohne Unterstützung vom Staat. Die Lebenskosten sind hoch, die Erträge aus der Schaffleischproduktion halb so gross wie bei uns in der Schweiz.»

 

Zurück im Meiental

Im Februar 2017 kehrte Daniel Baumann mit vielen neuen Eindrücken und Erfahrungen ins Meiental zurück und entdeckte daheim viele Vorteile: ;Man lebt in der Schweiz nicht so isoliert, wie auf einer Schaffarm in Neuseeland. Der Weg zum Einkaufen, in die nächste Stadt oder in ein Spital ist mit stundenlangen Autofahrten verbunden.» Er schätzt die Gemeinschaft im Kirchenchor, im Skiklub, in der Katzenmusik oder bei «Pro Meien».

«Im Gegensatz zu Neuseeland wird die Landwirtschaft in der Schweiz vom Staat unterstützt. Natur, Biodiversität und Erholungsräume werden in unserer Gesellschaft immer wichtiger», sagt der junge Schafbauer. «In Neuseeland wurde ich ausgelacht, weil wir nur 400 Schafe und 11 Kühe haben. Der Bezug zu unseren Tieren ist aber viel grösser.»

 

Bei der Kapelle

Seit dem 2. November 1994 ist das Gasthaus Sternen geschlossen. Hier wohnt der 49-jährige Nicolas Etter. Er ist im „Sternen“ aufgewachsen, hat jahrelang seiner Mutter im Restaurant geholfen. Die ehemalige Gaststube ist heute sein Wohnzimmer.

Nicolas Etter ist eng mit dem Meiental verbunden. «Warum soll ein so wunderschönes Tal keine Chance haben? Der Kanton hilft uns sowieso nicht, wir müssen das selber anpacken.» Seine Idee: Mit dem Bau von zwei Häusern, Wohnraum für auswärtige Familien anbieten, Leben ins Tal bringen. Vor wenigen Tagen wurde die Aussenhülle fertiggestellt. Nach dem Innenausbau werden im Sommer 2020 zwei Wohnungen bezugsbereit sein.

Damit wird ein Prozess abgeschlossen, der fünf Jahre dauerte. An diesem Ort standen zuvor das Kaplaneihaus und das Waschhaus. Nachdem die Besitzerin des Kaplaneihauses plötzlich verstorben war, verkaufte die Erbengemeinschaft das Haus im Baurecht der Kirchgemeinde Wassen zurück. Etter konnte das Haus im November 2016 erwerben. Es gab jedoch diverse Verzögerungen. So lehnte das Kantonale Grundbuchamt den Eintrag im Grundbuch ab, mit Begründung, dass zu jeder Kirche auch ein Pfarrhaus gehöre. 2016 konnte Etter auch das Waschhaus kaufen. Nach dem Abriss der alten Häuser und einer längeren Bauphase, stehen nun zwei neue Häuser im Meiental – eine Sensation.

Rückblickend sagt Etter:«Es kam mir entgegen, dass ich auf der Gemeindekanzlei Wassen die Lehre gemacht, auf einer Bank gearbeitet habe, sowie im Gemeinderat und in der Rechnungsprüfungskommission der Gemeinde Wassen tätig war. Mein Fachwissen und das gegenseitige Vertrauen mit den Entscheidungsträgern haben mir entscheidend geholfen. Hier, bei der Kapelle, haben wir alles. Die Lage ist phänomenal. Man ist weg vom Verkehr, überblickt das ganze Tal, kann direkt zu fahren.»

Im Meiental kommt das Projekt gut an. «Mein Ziel ist, dass mindestens eine junge auswärtige Familie ins Tal zieht. Die Wohnungen sind attraktiv, haben einen hohen Ausbaustand, das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Zudem sind Ruhe, Natur und Gemeinschaft Werte, die wieder zählen.» Bei der Suche zählt er vor allem aufs Internet. Und wer weiss, vielleicht wird einmal der «Sternen» wieder eröffnet.

 

Im Mehrzweckgebäude

Sarah Baumann, die Tochter von Pia und Alois Baumann-De Moliner trifft letzte Vorbereitungen für die öffentliche Hauptprobe des Meientaler Krippenspiels. Zusammen mit Margrit Baumann-Jauch und Pia Walker Baumann hat sie seit Oktober intensiv mit den Kindern und Jugendlichen geprobt. Seit über 10 Jahren schreibt sie den Text für das Krippenspiel, jedes Jahr neu und zu einem aktuellen Thema. Das Meientaler Krippenspiel ist bestimmt nicht «Null-Acht-Fünfzehn». Dieses Jahr hat Sarah Baumann zusammen mit sechs Jugendlichen das diesjährige Krippenspiel geschrieben.

Mit dem Krippenspiel wird Gemeinschaft gefördert. «Es ist eine Riesenleistung, dass Kinder und Jugendliche aus dem Meiental beim Krippenspiel mitmachen», sagt Sarah Baumann. «Und dies freiwillig, neben der Schule oder der Lehre. Das Krippenspiel fördert ihr Selbstbewusstsein und ihr Auftreten. Sie profitieren zum Beispiel bei der Präsentation einer Arbeit in der Schule.»

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